Freimaurer in Freiburg (1880 bis 1945): Okkulte Geheimgesellschaft oder „Verschwörung zum Guten“?

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Freimaurer in Freiburg (1880 bis 1945): Okkulte Geheimgesellschaft oder „Verschwörung zum Guten“?

Sedanstraße 6 (Sitz der Loge „Zur edlen Aussicht“)

Länge: 03:25 min
Reinhard Nürnberg

Zahlreiche Mythen ranken sich um die Freimaurerei. Der Legende nach gründete sie sich aus den mittelalterlichen Steinmetzen mit ihren Bauhütten und pflegte, so wie die Steinmetze damals, ihr Wissen und ihre Symbole nur einem Kreis von Eingeweihten weiterzugeben. Verschwiegenheit spielte eine eminent wichtige Rolle. Wie der Steinmetz an einem unbehauenen Brocken arbeitete, um ihn zu einem formschönen und geeigneten Stein zu gestalten, so arbeitete der Freimaurer an seiner Person und versuchte durch seine Geisteshaltung, die durch Freiheit, Gleichheit und Toleranz geprägt war, aus sich selbst einen besseren Menschen zu schaffen. Dabei war und ist es nicht jedem gestattet, in eine Loge einzutreten. So sind etwa Frauen bis auf wenige Ausnahmen nicht zugelassen. Oft werden Personen nur auf Empfehlung in die Gemeinschaft aufgenommen.

Die Freimaurerei organisiert sich über Logen, die sich in Großlogen untergliedern. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich verschiedenartige hierarchische Gradsysteme (Riten) mit unterschiedlichen Zugehörigkeiten. In der Fremdwahrnehmung wird die Freimaurerei gerne als Geheimgesellschaft betrachtet und durch ihre fremdartig und geheimnisvoll wirkenden Symbole und Praktiken dem Okkulten zugeschrieben. In der Eigenwahrnehmung sieht sie sich jedoch weder als Ersatzreligion noch als Sekte oder okkulte Geheimgesellschaft, sondern eher als diskreter Mysterienbund.

Gab es in Freiburg Freimaurerlogen? Die Recherchen in den Archiven der Stadt ergaben überraschende Ergebnisse: In den Adressbüchern von 1880 bis 1945 finden sich zahlreiche Hinweise, Adressen, Gründungszeiträume, teilweise Mitgliederzahlen und die Namen der Vorsteher. Vier Logen sind als eingetragene Vereine zu finden: die Freimaurerloge „Zur edlen Aussicht“ (Sedanstraße 6, gegründet 1784), die Freimaurerloge „Friedrich zur Treue“ (Erwinstraße 3, gegründet 1894), die Freimaurerloge „Zu den drei Tannen im Schwarzwald“ (Erwinstraße 7, gegründet 1908) sowie die Freimaurerloge „In Treuen fest“ (Schwimmbadstraße 17, gegründet 1923).

Darüber hinausgehende Informationen ließen sich zur Bruderschaft „Zur edlen Aussicht“ finden, zu der im Übrigen ein wohltätiger Frauenverein gehörte. Zu ihr zählten namhafte Persönlichkeiten der Stadt, so der Gründer der Loge, der Theologieprofessor Karl Schwarzl (1746–1809), der als Pfarrer am Freiburger Münster tätig war und dessen Konterfei sich noch heute in der Verbundbibliothek der Theologischen Fakultät findet. Ein weiterer Sohn der Loge war der österreichische Major und Diplomat Hermann Gottlob von Greiffenegg (1775–1847), dessen Vater das prachtvolle Greiffeneggschlössle auf dem Schlossberg erbauen ließ. Auch der Landespolitiker Karl von Rotteck (1775–1840), der unter anderem als Professor für Allgemeine Weltgeschichte an der Universität Freiburg lehrte und an den heute noch eine Büste auf der Wiese vor dem Kollegiengebäude II der Universität erinnert, zählte zu den Brüdern der Loge. Ein weiteres Mitglied war der Gründer des Freiburger Museums für Natur- und Völkerkunde Hugo Ficke (1840–1912), der das Amt des Meisters vom Stuhl innehatte.

1934 wurden die Logen auch in Freiburg von den Nationalsozialisten verboten. Doch die Brüder trafen sich weiterhin im Verborgenen, etwa im damaligen Hotel „Römischer Kaiser“ in der Kaiserstraße 120, heute Kaiser-Joseph-Straße 248, in der „Schänzlebrauerei“ in der Zähringerstraße 88 oder in Privathaushalten. Aus den Akten im Stadtarchiv erfährt man, dass das Gebäude der Loge „Zur edlen Aussicht“ in der Sedanstraße 6 an die Nationalsozialisten verkauft wurde. Infolge der Bombardierung der Stadt wurde das Gebäude zerstört. An der Stelle des ehemaligen Logenhauses befindet sich heute das Studierendensekretariat der Universität Freiburg.

Logenhaus „Zur edlen Aussicht“, 1925 (Fotosammlung Manfred Gallo)

Durchaus kann die Freimaurerei in Freiburg auf eine traditionsreiche Vergangenheit blicken. Wenn man sich auf ihren Spuren durch die Stadt bewegt, lässt sich in der „äußeren Welt“ einiges über ihr Wirken und Handeln in Erfahrung bringen. Die genauen Tätigkeiten innerhalb der Loge aber bleiben weiterhin geheim und somit ein wenig okkult.

von Anton Weber

Frank, Hugo: Geschichte der Freimaurerloge zur edlen Aussicht in Freiburg in Baden: II. Teil: Von 1874– 1914, Freiburg/Br. 1922.

Frauter, Rolf: Zweihundert Jahre Freimaurer in Freiburg im Breisgau. Festschrift 1784–1984, Freiburg/ Br. 1984.

Satzung der zum Verbande der Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ in Berlin gehörigen Johannisloge „Friedrich zur Treue in Freiburg i. Br.“ (1930).