Alban Stolz (1808–1883): Priester, Professor, Volksschriftsteller und Geisterseher

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Alban Stolz (1808–1883): Priester, Professor, Volksschriftsteller und Geisterseher

Alban-Stolz-Büste, Ecke Herrenstraße/Schoferstraße

Länge: 03:23 min
Reinhard Nürnberg

Alban Stolz wurde im badischen Bühl als Sohn eines Apothekers geboren. Über die Grenzen Deutschlands hinaus war er für seine populären Kalender und volkstümlichen Schriften bekannt. 1833 wurde er zum Priester geweiht. In Freiburg unterrichtete Stolz zunächst von 1842 bis 1847 am Collegium Theologicum. Danach lehrte er an der Albert-Ludwigs- Universität, wo er 1849 Professor für Pastoraltheologie wurde. An sein Wirken in Freiburg erinnern die Büste vor der Konviktskirche, das Alban-Stolz-Haus in Littenweiler sowie die Alban-Stolz-Straße in Zähringen. Diese Gedenkorte geraten immer wieder in die Kritik, da Stolz in seinen Volkskalendern auch antisemitische Artikel verfasst hatte.

Für Alban Stolz lässt sich eine Verbindung von Katholizismus und Okkultismus festhalten, da er sich intensiv mit Geistern und Geistererscheinungen auseinandersetzte. Dies zeigen insbesondere seine Tagebücher. Zeitlebens beschäftigte er sich sowohl mit persönlichen Geistererfahrungen in der Natur als auch mit außergewöhnlichen Sinneswahrnehmungen, von denen ihm viele Zeitgenossen berichteten. Die Vielzahl dieser Berichte überzeugten Stolz von der Existenz einer Geisterwelt. Ausführlich beschrieb er diese in seinem Tagebuch und versuchte sie zu systematisieren.

Stolz’ Geisterwelt erschien dabei als Pendant zur Menschenwelt mit Naturgesetzen und einer Vielzahl von Lebewesen (z.B. Schutzengeln sowie Tier-, Luft- und Naturgeistern), die bestimmte Aufgaben und Funktionen hatten. Seine Deutung der Geisterwelt orientierte sich an wissenschaftlich-theologischen Vorstellungen und der katholischen Lehre. Zentral für Stolz’ Glauben, seine Lebensführung sowie für seinen Entwurf der Geisterwelt war das Streben nach Seelenheil, das er als entscheidendes Lebensziel begriff. Den modernen Spiritismus mit Geisterbeschwörungen und Tischrücken lehnte er jedoch ab. Aufgrund seiner systematisierenden Fallsammlungen kann man Stolz auch als einen frühen Vertreter des wissenschaftlichen Okkultismus verstehen.

Einweihung des Alban-Stolz-Denkmals, 1913 (Fotosammlung Günther Klugermann)

In jedem Fall hielt Stolz die Beschäftigung mit der Geisterwelt für legitim und wichtig. Denn, so schrieb er 1875, „unter den Gebildeten findet man am meisten Leute, welche durchaus nicht an Geistererscheinungen glauben. Gerade diese Klasse ist es aber auch, welche nicht glaubt, dass ein Mensch aus rein höheren, unselbstsüchtigen Beweggründen etwas tue. Aus religiösem Beweggrund, aus Glaube oder Liebe handeln und Opfer bringen, kommt dem Weltmenschen unheimlich und unglaublich vor wie das Dasein von Gespenstern.“ Alban Stolz war ein Mann des Glaubens und dieser Glaube umfasste auch die Existenz von Geistern.

von Sascha Zorn

Hägele, Joseph M.: Alban Stolz nach authentischen Quellen, 2. Aufl., Freiburg/Br. 1884.

Stolz, Alban: Gesammelte Werke, Bd. 5: Witterungen der Seele, 8. Aufl., Freiburg/Br. 1912.

Roos, Klaus: Alban Stolz: Einer der Großen des 19. Jahrhunderts. Seine Kalender und deren wichtigsten Anliegen, Freiburg/Br./Trégueux u.a. 1983.