Okkulte Ballettschule in Freiburg: Der Horrorfilm "Suspiria" (1977)

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Okkulte Ballettschule in Freiburg: Der Horrorfilm "Suspiria" (1977)

Haus zum Walfisch, Franziskanerstraße 3

Länge: 03:51 min
Denis Larisch

Suspiria ist ein Horrorfilm des italienischen Regisseurs Dario Argento (*1940). Der Film ist Teil einer Trilogie und stammt aus dem Jahr 1977. Im Film erhält die Ballettschülerin Suzy Benyon eine Einladung nach Freiburg, an eine der renommiertesten Tanzakademien Europas. Suzy fliegt in den Schwarzwald und wird am darauf folgenden Morgen in der Schule angenommen, wo sie sich mit Sara anfreundet. Geleitet wird die Schule von der Griechin Elena Marcos, die aber noch nie jemand zu Gesicht bekommen hat. Es geschehen mysteriöse Dinge, Sara verschwindet und Suzy macht sich auf die Suche, um die Ursache zu finden. Dabei erfährt sie, dass es Ende des 19. Jahrhunderts eine Hexe namens Elena Marcos gab, die die Tanzakademie, die gleichzeitig eine Okkultismusschule war, gegründet hatte. Handelt es sich bei der jetzigen Leiterin um die damalige Hexe? Um dies zu klären, trifft sich Suzy mit zwei (Para-)Psychologen, die sich mit dem Okkulten, insbesondere mit Hexen, beschäftigen. Als sie ihre Vermutung bestätigt sieht, macht sich Suzy auf den Weg, um Elena Marcos zu finden und die Hexe zu töten.

Der Film entstand wie viele andere Horrorfilme in den 1970er-Jahren. Okkulte Themen wie Telekinese (etwa in Carrie von Brian de Palma 1976) spielten in dieser Zeit im Horrorgenre eine wichtige Rolle. Suspiria gilt als Klassiker des europäischen Horrorkinos. Das Okkulte wird dabei zunächst im 19. Jahrhundert verortet, findet seinen Fortgang aber bis in die Gegenwart. Dabei orientiert sich der Film an populären Vorstellungen vom Okkulten als etwas Magischem und Bösem.

Als Schauplatz für die Handlung dient Freiburg und im Besonderen das Haus zum Walfisch. Auffällig ist die Farbe des Hauses – Rot –, die im gesamten Film hervorsticht. Die Aufnahmen entstanden allerdings nicht am Originalort, da die Sparkasse Freiburg als Eigentümerin des Gebäudes die Verwendung des Bildmaterials verweigert hatte. Fassade und Räumlichkeiten sind Studionachbauten. Im Film steht das Gebäude in der (nicht existierenden) Escherstraße – ein Verweis auf die Vexierbilder von M. C. Escher. Andere Orte, die im Film eine Rolle spielen, befinden sich in München (erkennbar wird dies anhand eines Taxis mit Münchner Nummernschild in der Anfangssequenz).

Haus zum Walfisch (wikimedia commons)

Dennoch: Der Film weist einen klaren Bezug zu Freiburg auf – die Handlung wurde von Drehbuchautor und Regisseur bewusst in diese Stadt gelegt. Dies zeigt sich mit Blick auf die beiden Psychologen, die Suzy und damit die Zuschauer über okkulte Phänomene und Hexen aufklären. Denn zum Zeitpunkt der Dreharbeiten galt Freiburg als das „Mekka der Parapsychologie“. Auch sticht die Wahl Freiburgs ins Auge, verglichen mit den beiden anderen Handlungsorten der Horrorfilmtrilogie von Argento, den Metropolen New York und Rom. Der Schwarzwald ist eine Referenz auf die Romantik und die englischsprachige Gothic Literature. Bei alldem geht es nicht um ein reales Abbild der Stadt, sondern eher um das Spiel mit Bezügen, Erwartungen und auch Klischees von Freiburg als locus occultus.

von Julien Grub

Dario, Argento: Suspiria. Seda Spettacoli (1977) 98 min.

Hutchings, Peter: Resident Evil? The limits of European horror: Resident Evil versus Suspiria, in: Patricia Allmer/Emily Brick/David Huxley (Hrsg.): European Nightmares. Horror cinema in Europe since 1945, New York 2012, S. 13–24.

McDonagh, Maitland: Broken Mirrors/Broken Minds. The Dark Dreams of Dario Argento, in: Films Quarterly 41 (1987/1988), S. 2–13.

Reich, Jacqueline: The Mother of all Horror: Witches, Gender and the Films of Dario Argento, in: Kaela Jewel (Hrsg.): Monsters in the Italian literary imagination, Detroit 2001, S. 89–105.